Samstag 20. September 2025

„Als Abt werden die Augenringe nicht kleiner“

In Folge #34 von „Orden on air“ ist Abt Leopold Baumberger zu Gast. Der 36-jährige Oberösterreicher wurde vor einem Jahr – am 4. Mai 2023 – von den 21 Mitbrüdern im Stift Wilten zum 56. Abt des Tiroler Stiftes gewählt.

Abt Leopold Baumberger ist der jüngste Mitbruder im Wiltener Konvent und einer der jüngsten Äbte Österreichs. Im Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich erzählt er, wie der Moment war, als er erfahren hat, dass er der neue Abt ist und auch, wie es ihm nach einem Jahr des Abt-Daseis geht. Er erzählt, wie er all seine Aufgaben – er ist nämlich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr, Seelsorger bei den Tiroler Schützen und Bereichsseelsorger für den Malteser-Hospitalsdienst Tirol – versucht, unter einen Hut zu bringen.

 

 

„Eine kleine Sensation im positiven Sinn“


„Schlicht und ergreifend surreal“, beschreibt Abt Leopold Baumberger den Moment, als er erfahren hat, dass er der neue Abt des Stiftes Wilten ist. Er war regulär gar nicht wählbar, weil er eines der Kriterien, nämlich mindestens fünf Jahre ewige Profess, nicht erfüllte. Mit diesen Voraussetzungen braucht man eine Zweidrittelmehrheit im Konvent und eine Dispens von Rom, um überhaupt gewählt werden zu können. Er habe sich deshalb relativ sicher gefühlt, nicht gewählt zu werden, weil „in Wilten eine Zweidrittelmehrheit zu erreichen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.“ Doch gleich nach dem ersten Wahlgang wurde er eines Besseren belehrt. „Ich habe bestimmt zuerst etwas ungläubig dreingeschaut, und gleichzeitig habe ich mich sehr gefreut. Denn auf Anhieb so eine große Mehrheit zu haben, drückt einen großen Rückhalt aus, auf den ich nun bauen darf.“

 

Als die Meldung, dass ausgerechnet der Jüngste zum Abt gewählt worden ist, rausging, war das dann doch „irgendwie eine kleine Sensation im positiven Sinne“, erinnert er sich. Hunderte Gratulationen und eine Welle an Medienanfragen prasselten auf ihn ein. Es habe Wochen und Monate gedauert, alle Schreiben zu beantworten. „Da war ganz viel Mutmachendes und Positives dabei. Das war eine unglaubliche Rückenstärkung, wenn man mitbekommt, wie viele Menschen an einen denken, sich mitfreuen und mitfühlen.“

 

Rückblickend auf sein erstes Jahr als Abt meint er: „Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass der Rückhalt der Mitbrüder da ist. In diesem ersten Jahr ist auch schon viel gewachsen. Man ist mit Menschen auf dem Weg – da gibt es immer Baustellen und da gibt es auch manchmal Verwundungen. Aber Stück für Stück beginnt etwas zu wachsen und zu reifen.“

 

Leopold Baumberger

Am 4. Mai 2023 wurde Leopold Baumberger zum Abt des Stiftes Wilten gewählt. / © Stift Wilten/Maximilian Markschläger

 

 

„Ein Klima schaffen, wo etwas wachsen kann“


Er sei nicht der Typ, der große Visionen entwirft. Ihm sei viel wichtiger, dass „eine Atmosphäre entsteht, wo jeder das entfalten kann, was ihn auszeichnet. Und auch, dass Wunden heilen können.“ Der 36-jährige gebürtige Oberösterreicher ist überzeugt: „Wenn eine Umgebung, eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Wohlfühlens entsteht, dann beginnt automatisch etwas Großes zu wachsen“. Es liege sehr viel Schönes in der Aufgabe des Abtes, aber „die Augenringe werden nicht kleiner“, sagt Abt Leopold Baumberger und schmunzelt.

 

Sein erstes Jahr war geprägt von zahlreichen Einladungen, unzählige Menschen, Organisationen und Vereine laden ihn zum Kennenlernen und Austauschen ein. Abt sein bedeutet auch viele Repräsentationsaufgaben zu erfüllen. „Man müsste an manchen Tagen zu fünft sein, um an allen Terminen teilnehmen zu können. Gerade im ersten Jahr, muss man vieles erst mal kennenlernen und sortieren.“

 

Abtbenediktion

Abtbenediktion: In seiner Predigt erinnerte Bischof Hermann Glettler den neuen Abt u.a. an die Verpflichtung, ganz für Gott und die Menschen da zu sein und überreichte dem neuen Abt und aktiven Feuerwehrmann als Symbol für Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe einen Feuerwehrhelm.  /  © Stift Wilten / Reinhold Sigl

 

 

Sorge für die Mitbrüder steht an oberster Stelle


Ein Abt hat vielseitige Aufgaben und auch große Verantwortung – für die Mitbrüder, für die Wirtschaftsbetriebe und deren Mitarbeiter:innen, für die Seelsorge in der inkorporierten Pfarren und bei Abt Leopold kommen dann noch allerhand ehrenamtliche Tätigkeiten dazu.

 

An oberster Stelle stehe für ihn die Sorge für die Mitbrüder. „Der Begriff Abt kommt ja von Abbas, von Vater. Also, wie ein guter Vater für die Mitbrüder zu sorgen. Meine erste Aufgabe ist es, darauf zu schauen, dass es den 21 Mitbrüdern gut geht und die Gemeinschaft gestärkt wird.“ Die Mitbrüder des Stiftes Wilten betreuen insgesamt 23 Pfarren, hinzukommen mehrere Wirtschaftsbetriebe mit rund 30 Mitarbeiter:innen. Neben dem Augenmerk auf die Gemeinschaft und zahlreichen Aufgaben in den Wirtschaftsbetrieben kommt dann noch eine Vielzahl an Repräsentationsaufgaben hinzu. „Jeder Tag ist dicht gefüllt mit unterschiedlichsten Themen.“

 

Feuerwehrprobe

„Gerade nach einer intensiven Woche, wo sich die Gedanken im Kopf überschlagen, tut es unendlich gut, bodenständige Dinge zu tun.“ - dazu gehören das Rasen mähen rund um sein Widum oder auch die Feuerwehrprobe. © DIBK/Sigl

 

 

Rasen mähen und Feuerwehrprobe


Abt Leopold Baumberger ist nach wie vor Seelsorger in Sellrain, der Gemeinde, wo er auch vor seiner Abtwahl tätig war. Und so ganz nebenbei ist er auch in zahlreichen Ehrenämtern engagiert: Bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Tiroler Schützen, dem Theaterverein und bei den Jungbauern. Bei all diesen Tätigkeiten merke er, dass „mir das ein Stück weit Bodenhaftung gibt“. „Gerade nach einer intensiven Woche, wo sich die Gedanken im Kopf überschlagen, tut es unendlich gut, bodenständige Dinge zu tun.“ Dazu gehöre auch das Rasen mähen rund um sein Widum in Sellrain oder eben am Abend zur Feuerwehrprobe zu gehen. „Das erdet einfach im menschlichen Sinn“, sagt der passionierte Feuerwehrmann. Wenn er in Gries im Sellrain ist, der Pfarre die er als Seelsorger noch immer betreut, ist er auch sofort unterwegs, wenn der Feuer-Alarm losgeht.

 

Was der Titel „Haus- Hof- und Erbkaplan des Landes Tirol“ auf sich hat und wie der 15-jährige Jürgen – so der Taufname von Abt Leopold – reagieren würde, wenn er erfährt, dass er mit 35 Jahren Abt des Stiftes Wilten in Tirol ist – das und noch viel mehr, gibt es im Podcast „Orden on air“ mit Abt Leopold Baumberger zu hören.

 

 

„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich


Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.

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